Dramatischer 15:14 Heimsieg für Angerer Ringer

Die Angerer Jubeltraube nach dem Last-Minute-Sieg des vollkommen erschöpften Franz Fröhlich ((C) Andreas Holthaus).
Die Angerer Jubeltraube nach dem Last-Minute-Sieg des vollkommen erschöpften Franz Fröhlich ((C) Andreas Holthaus).

Ein mehr als denkwürdiger Abend fand am vergangenen Samstag in der Aufhamer Sporthalle statt, als sich der SC Anger nach einem hochspannenden Kampf mit 15:14 gegen den TSV Westendorf durchsetzte. Eine 10:6 Pausenführung der Gastgeber glichen die Gäste bis zum neunten Kampf auf 14:14, ehe Schlussringer Franz Fröhlich seine Mannschaft und die Zuschauer mit einem Sieg in letzter Sekunde in Ekstase versetzte. Im Vorkampf gewann die Schülermannschaft überlegen mit 32:8 gegen den TV Traunstein.

Im Vorfeld des Kampfes stellte der SCA seine Aufstellung aus taktischen Gründen im Vergleich zu den Vorwochen etwas um, wodurch Nikolozi Santeladze und Sebastian Kolompar die beiden Ausländer-Positionen einnahmen und im Gegenzug Armin Majoros eine Pause bekam. Dieser Schachzug zahlte sich direkt in den ersten Kämpfen aus, als Ersterer das Duell mit Niklas Steiner bis 57 kg Freistil klar zu seinen Gunsten entschied und vor allem durch eine Serie von Beinschrauben technisch überlegener Sieger wurde. Da die Allgäuer bis 130 kg griechisch-römisch nicht wie erwartet Felix Kiyek, sondern den Bulgaren Georgi Ivanov auf die Matte schickten, stellte der SCA kurzfristig noch einmal die Aufstellung um, wodurch Lukas Koch im Schwergewicht antrat. Gegen den amtierenden U23 Europameister bis 125 kg blieb der Angerer erwartungsgemäß ohne Chance und musste sich nach knapp eineinhalb Minuten per Schulterniederlage geschlagen geben.

Bis 61 kg griechisch-römisch dominierte Sebastian Kolompar vom Start weg den Kampf gegen Michael Steiner, der vor allem in der zweiten Hälfte der kraftvollen Ringweise des Serben immer weniger entgegenzusetzen hatte. Entsprechend sammelte der Angerer seine Punkte vor allem nach der Pause und baute seine Führung kurz vor dem Schlusspfiff auf 9:0 aus, wodurch er drei Mannschaftspunkte holte. Durch das beruflich bedingte Fehlen von Benedikt Argstatter ging Simon Öllinger bis 98 kg Freistil auf die Matte und lag gegen Patrick Denninger zur Pause knapp mit 0:2 in Rückstand. Nach der Pause hätte der Angerer aus Sicht der einheimischen Zuschauer beim Konter eines Beinangriffs eigentlich in Führung gehen müssen, doch Kampfrichter Dieter Winter interpretierte diese Situation zu Ungunsten Öllingers, wodurch sich dessen Rückstand zusammen mit einem weiteren Beinangriff erst einmal noch weiter vergrößerte. Eine zu diesem Zeitpunkt drohende 0:8 Niederlage wendete der Angerer in der letzten Kampfminute ab, indem er noch drei Punkte sammelte und somit nur mit zwei Mannschaftspunkten unterlag.

Simon Öllinger bei einem Beinangriff ((C) Andreas Holthaus).
Simon Öllinger bei einem Beinangriff ((C) Andreas Holthaus).

Im letzten Kampf vor der Pause stand Martin Bauer wie schon des Öfteren in den Vorjahren Markus Stechele gegenüber und lag zur Pause nach einem erfolgreichen Beinangriff mit 2:0 in Führung. Mit dieser Technik punktete er auch im zweiten Durchgang mehrfach und erhöhte wie zuvor sein Teamkollege Kolompar seine Führung kurz vor dem Schlussgong auf 9:0, sodass er mit drei Mannschaftspunkten auch den 10:6 Pausenstand einstellte. Trotz der Führung war man sich auf Seiten des SCA bewusst, dass noch eine schwere zweite Hälfte folgen würde, in der den Gästen in drei Kämpfen die Favoritenrolle zufiel und zwei ausgeglichene Duelle warteten. Das erste bestritten bis 86 kg griechisch-römisch Michael Klouceck und Philipp Reiner, wobei letzterer früh per Armzug mit 0:4 in Führung ging. Auch in Folge war der Westendorfer stets etwas aktiver als der Angerer und baute seine Führung in der Folge auf 0:8 aus, ehe Klouceck in der letzten Minute auf 1:8 verkürzte und damit einen wichtigen Mannschaftspunkt rettete.

Kämpferisch nichts vorzuwerfen hatte sich bis 71 kg griechisch-römisch Felix Baumgartner, der gegen den international erfahrenen Avgustin Spasov gut mithielt und diesen in der zweiten Kampfhälfte vermutlich konditionell unter Druck gesetzt hätte, allerdings kurz vor der Pause nach einem Armdrehschwung geschultert wurde. Gut eingestellt vom Trainergespann Bernhard Koch und Zoltan Kovacs konzentrierte sich Maximilian Pöschl bis 80 kg Freistil gegen Simon Einsle aufs Verteidigen und hielt seinen Rückstand damit bis zur Pause gering. Im zweiten Durchgang verletzte sich der Westendorfer nach einem Beinangriff und konnte nicht mehr weiterringen, wodurch der SCA zu vier nicht erwarteten Mannschaftspunkten kam und nun mit 14:12 in Führung lag. Das Ziel vom Matthias Eckart im Kampf bis 75 kg Freistil war daher ein Sieg mit mindestens zwei Mannschaftspunkten, um dadurch bereits ein Unentschieden oder den Sieg zu sichern. Allerdings entwickelte sich wie schon im Vorjahr ein ausgeglichenes Duell mit Daniel Joachim, in dem beide Ringer bis kurz vor Schluss jeweils nur durch eine verstrichene Aktivitätszeit punkteten und der Angerer aufgrund der letzten Wertung knapp in Führung lag. Wie schon in vielen Kämpfen an diesem Abend wurde das Duell mit einer Aktion kurz vor dem Schlusspfiff entschieden, wobei dieses Mal dem Westendorfer ein Wurf gelang und er beim 1:5 Endstand mit zwei Mannschaftspunkten zum 14:14 ausglich.

Martin Bauer beim Ansatz eines Spaltgriffs ((C) Andreas Holthaus).
Martin Bauer beim Ansatz eines Spaltgriffs ((C) Andreas Holthaus).

Unter normalen Umständen hätte der SCA den Kampf danach verlieren müssen, da Franz Fröhlich bis 75 kg griechisch-römisch auf den seit 2019 ungeschlagenen Ion Gaimer traf. Einen ersten Wurfversuch des Westendorfers fing der Angerer ab und stand kurz vor einem Schultersieg, doch letzterer konnte sich aus dieser misslichen Lage noch einmal befreien und ging im weiteren Kampfverlauf mit 3:5 Führung. Diesen Rückstand glich Fröhlich eine Minute vor Schluss unter den Anfeuerungsrufen der Zuschauer, die es nun nicht mehr auf den Sitzen hielt, zum 5:5 aus, ehe Gaimer eine halbe Minute später wieder mit 5:7 davonzog und den Angerer unter Zugzwang setzte. Obwohl bereits am Ende seiner Kräfte startete Fröhlich einen letzten Angriff und schaffte es tatsächlich, den Westendorfer vier Sekunden vor dem Schlusspfiff nach einem Angriff zur Hüfte in die Bodenlage zu überführen und zum 7:7 auszugleichen, wodurch er den Kampf aufgrund der letzten Wertung gewann und damit seiner Mannschaft, die ihn in der Zwischenzeit unter einer Jubeltraube begraben hatte, den Heimsieg sicherte. Nach dieser Achterbahnfahrt der Gefühle erwartet die Angerer Anhänger am kommenden Samstag bereits der nächste Kampf, wenn der ASV Hof zum Rückrundenstart zu Gast in der Aufhamer Sporthalle ist.

Im Vorkampf besiegte die Schülermannschaft den TV Traunstein klar mit 32:8 und bleibt vor den entscheidenden Duellen mit Vigaun/Abtenau und Wals weiterhin an der Tabellenspitze der Grenzlandliga. Die Gäste konnten die Gewichtsklassen bis 46 kg griechisch-römisch und 67 kg Freistil nicht besetzen, sodass Leonhard Koch und Albert Raisch zu zwei kampflosen Siegen kamen. Ohne Erfolg blieben am Samstag Alexander Kirchner bis 35 kg Freistil und Andreas Holthaus bis 85 kg griechisch-römisch, die beide vorzeitig unterlagen. Für Schulter- bzw. technisch überlegene Sieg auf Angerer Seite sorgten Stefan Koch bis 29 kg Freistil, Alexander Opitz bis 32 kg griechisch-römisch, Gerald Stadler bis 38 kg griechisch-römisch, Jakob Hogger bis 42 kg Freistil, Michael Haas bis 51 kg Freistil und Max Hinterstoißer bis 57 kg griechisch-römisch. (Bericht: Lukas Koch)

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